aus der Allgemeine Zeitung Mainz
Von Gertrude Bormet
WÖRRSTADT – Mit farbenfrohen Kostümen, Halbmasken, effektvollen Requisiten, lustiger Musik und einem fantasievollen Bühnenbild entstehen vor dem Zuschauer „große Bilder“. Sie sind, wie Regisseurin Margret Fehrer erklärt, ein Markenzeichen von „Mimikri“. Nach vielen Jahren war das mobile Theater wieder einmal in Wörrstadt. Gezeigt wurde das Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ nach Hans Christian Andersen. Und die zahlreichen Kinder und Erwachsenen, die Birgit Gladrow vom Kulturkreis Wörrstadt und Stadtbürgermeister Ingo Kleinfelder in der Neubornhalle begrüßen konnten, waren begeistert.
Schneiderstube wird zum prunkvollen Palast
Kaiser Clemens (Christiane Burkard) ist mit seinen Kleidern unzufrieden. Er sagt: „Ich brauche jeden Tag neue Kleider, sonst sieht man nicht, dass ich der Kaiser bin“. Dabei will er doch nur gemocht werden. Leider ist die Kleiderkasse leer, wie der Finanzminister (Stefan Georg) erklärt.
Als der Vorhang aufgeht, sieht man die Nähstube der Schneiderin Elsa (Lilli Schwethelm), die dem Kaiser neue Kleider näht. Aber bald hat sie keinen Stoff mehr und der Weber (Daniel Wangler) kann keinen Stoff mehr weben, weil ihm der Goldfaden ausgegangen ist. Beide bekommen keinen Lohn für ihre Arbeit und sie singen: „Ohne Geld gibt’s leider, keine Kleider für den Kaiser“. Begleitet wird das Lied mit der Mandoline und dem Bandonion. Schnurstracks macht sich der Finanzminister mit dem übergroßen Kragen für den Kaiser aus dem Staub, ohne dafür zu bezahlen.
Mit wenigen Handgriffen entsteht aus der Schneiderstube ein prunkvoller Palast. Der Kaiser zieht den riesigen Kragen an, kann aber nun sein kleines Mini-Klavier nicht mehr sehen, auch nicht seine Füße. Um zu essen, braucht der Kaiser einen Riesenlöffel. Das amüsiert die Kinder im Publikum – hier sorgen Slapstickeinlagen und clowneske Darstellungen für ausgelassene Lacher.
In der Märchenparabel nach Andersen geht es um die Frage von „Schein“ und „Sein“, denn der Kaiser glaubt, nur durch immer prächtigere Kleider könne er sein Volk beeindrucken. Er träumt von einem überdimensional großen Kleid mit einem riesigen Kragen. Kleider, Kleider, Kleider müssen her.
Die Hofleute sind verzweifelt und wissen sich nicht mehr zu helfen. Da hat die Schneiderin Elsa einen rettenden Einfall: Sie bietet dem Kaiser unsichtbare Kleider an. Zusammen mit dem Weber stellt sie in der Nacht „magisch-modische“ Majestätsgewänder her, dargestellt im Schattenspiel mit einer riesigen Schere. Damit wollen beide an ihr Geld gelangen. Sie erklären dem Kaiser, dass für Menschen, die dumm sind oder für ihr Amt nicht taugen, die Kleider unsichtbar bleiben. Daher loben die Hofleute die Kleider, obwohl sie sie gar nicht sehen können. Alle sind zur Lüge bereit, weil sie durch die Wahrheit Nachteile befürchten. Am Ende steht der Kaiser bei der Schlossparade in Unterwäsche da, und nur das Kind Lisa sagt die Wahrheit: „Der Kaiser hat ja gar nichts an“. Am Ende muss der Kaiser einsehen: „Ich war so dumm, ich habe meinen eigenen Augen nicht getraut“. Ende gut, alles gut. Zur lustigen Abschlussmusik jubelt und klatscht das Publikum.
Maja (7) und Jonas (11) und viele andere Kinder finden es lustig, wie der Kaiser in Unterwäsche da steht. Amelie (12) hat das Bühnenbild gefallen. Eileen(10) lobt die Kostüme. Und Maro (4) findet es toll, dass der Kaiser auf dem Thron geschlafen hat.