Wörrstadt: Absinto Orkestra rasen als Balkan-Beat-Express durch die Neubornhalle
Text von Wolfgang Höpp (20.03.2017)
„Am Anfang stand die Begeisterung für die Musik von Django Reinhardt“, sagt Stefan Ölke, der Gründer des Absinto Orkestra, das nun schon seit 2001 als Balkan-Beat-Express ungebremst über Deutschlands Bühnen fegt. Pavel Klimashevski (Kontrabass), Clinton Heneke (Perkussion), Jo Schappert (Akustikgitarre), Jolly Reinig (Violine) und Stefan Ölke (Akustikgitarre) bilden die Kultband, die auf Einladung des Kulturkreises Wörrstadt in der Neubornhalle vor rund 200 Zuhörern gastierte.
Schon nach dem ersten Titel springt der Funke über.
Nachdem der Ostblock zerfallen war, kamen vermehrt Lieder und Musikstile aus Rumänien, Bulgarien, Bessarabien und Russland in den Westen, die voller Emotionalität und Tiefe sind und die Menschen zusammen bringen. „Wir spielen Musik für alle Generationen und unser eindeutiges Credo lautet, kein Mensch ist illegal“, fügt Jo Schappert hinzu. Die mitreißenden Rhythmen osteuropäischer Hochzeitskapellen und die eindringlichen Gesangs-Soli von Clinton Heneke und Stefan Ölke animieren das Publikum zum Mitsingen, Tanzen und Klatschen. Bereits nach dem ersten Titel springt der Funke über, die ersten rhythmischen Kopfbewegungen sind zu beobachten und ein kollektives Fußwippen setzt ein.
Schon nach dem ersten Titel springt der Funke über.
Mit Titeln wie „Beina banal“ und dem Ohrwurm „Zieh dem Sommer hinterher“, die alle auf der brandneuen Live-CD „Leeheim“ zu hören sind, zieht die Gruppe mit einer atemberaubenden Bühnenshow alle musikalischen Register ihres Könnens. Bei den beeindruckenden Gitarren-, Percussion-Soli und dem perfekten Spiel des Teufelsgeigers Jolly Reinig hält es viele nicht mehr auf ihren Plätzen. Anfangs sind es nur sieben mutige Tänzer, aber im Laufe des Events steigert sich die Zahl der Abtanz-Sponties auf fast 80 und die Neubornhalle wird ohne viel Federlesens zum Wörrstädter Tanzsaal umfunktioniert. Der bekannte Schlager „Nur nicht aus Liebe weinen“ aus dem UFA-Film „Es war eine rauschende Ballnacht“ ist durchaus wörtlich zu nehmen. So verlässt der Geiger kurzerhand die Bühne, um seiner Angebeteten mit einem herzzerreißenden Geigen-Solo kniend ein Ständchen zu bringen, bis schließlich die Freudentränen kullern.
Mit einer eigenwilligen Interpretation von „Girls, Girls, Girls“, einem beeindruckenden Solo des Kontrabassisten, dreht das swingende, tanzende und singende Absinto Orkestra als Ausdruck unbändiger Lebensfreude noch einmal so richtig auf. Nach mehreren stilistisch-musikalischen Erdumrundungen und etlichen Zugaben geht die gelungene Veranstaltung zum Bedauern des zufriedenen Publikums mit viel Applaus nach gut zwei Stunden leider schon zu Ende.
„Eine fantastische, gefühlvolle und ausdrucksstarke Musik haben wir heute Abend erlebt. Eine Musik zum Tanzen, Sehen und Hören, die hohe Musikalität des Absinto Orkestras und dessen verschiedene musikalische Ausdrucksformen haben eine wirklich gute Laune verbreitet“, geben Mayya Chernina und José Albus aus Mainz begeistert zu Protokoll.