Allgemeine Zeitung – Meuchelmord auf der Wörrstädter Bühne: Ausverkaufter Abend mit „Miss Marple“-Flair

Von Ulla Grall

WÖRRSTADT-ROMMERSHEIM – „Meuchelmord und Lavendellikör“ kündigte der Wörrstädter Kulturkreis an zur ersten Veranstaltung dieses Jahres in der Rommersheimer „Scheier 1664“. Ein ausverkaufter Abend, durch den sich als roter Faden die Erkennungsmelodie von „Miss Marple“ zieht, von Eberhard Gladrow immer rechtzeitig eingespielt.

Jürgen Wegscheider wird gleich zu Anfang entführt. Natürlich nicht Wegscheider selbst, sondern sein Alter Ego in dieser Geschichte, Torquato Mindermann. Kidnapper ist die Winzerin Berta Wolf, im wahren Leben Eleonore Daniel, die mit Wegscheider und dem gemeinsamen Programm kulinarischer Mordsgeschichten tourt. Mit vorgehaltener Waffe zwingt Berta ihr Opfer zur Weinprobe, denn sie verwechselt ihn mit dem Weinkritiker Michael Mindermann. Doch mit einer Herzattacke sinkt sie zu Boden – die erste Leiche des Abends? – und Mindermann nutzt die Gelegenheit, den Faust-Monolog auf Youtube zu posten…

Witzige Einfälle prägen die Szenen dieses Abends, komisch und fantasievoll und immer mit einer Leiche zum Schluss. Die Dialoge hat das Schauspieler-Duo aus Geschichten entwickelt, „aus einer Buchreihe, die ich von einer Kollegin erhalten habe“, wie Daniel nach dem Ende der Vorstellung im Interview erzählt. „Es ging um Essen und Trinken“, und um Morde natürlich. „Eigentlich bin ich gar nicht so ein Krimifan“, meint sie. Aber Wegscheider ergänzt: „Es geht auch um die Unfähigkeit von Menschen, mit solchen Situationen umzugehen.“

Schnurrige Miniaturen sind so entstanden. Ob es die Geschichte der Donna Constanza ist, deren Gatte einem Unfall erliegt, „Liebfrauenmilch“, über eine Ehe von nur kurzer Dauer oder ob es um die Haselnusstorte geht, die in Heinos Rathauscafé serviert wird, und der Möchtegern-Massenmörder am Ende selbst das Zeitliche segnet. Die Episode „Das Hündchen und der Lavendellikör“ stammt aus eigener Feder der Beiden. Hier ist Wegscheider der gebildete Fritz Sedla: „Seit Jahren schreibe ich an meinem Buch über die Fauna und Flora der Provence.“ Der Wiener Dialekt läuft Wegscheider locker von den Lippen. Daniel gibt die reiche Tante mit dem Hündchen Otto. Doch Tantchen will das „Hobby“ des Neffen nicht mehr fördern. „Es muss doch irgendwo auf der Welt eine Frau geben, die dich nimmt!“ Noch ein letztes Mal darf er in die Provence reisen und von da bringt er Lavendellikör mit. Dem Hund bekommt der Likör gut, die Tante hingegen…

 

Mit ganz wenigen Requisiten kommen die zwei Schauspieler aus. Das erlaubt den beiden mit kleinem Gepäck zu reisen. „Wir fahren zu den Aufführungsorten mit der Bahn.“ Ein hoher Plakataufsteller ist das Bühnenbild, hinter dem sie sich auch in die verschiedenen Charaktere verwandeln. Der Kostümwechsel geht blitzartig vonstatten. Auf offener Bühne zaubert der Wechsel einer Mütze, höchstens mal einer Perücke, im Handumdrehen den anderen Menschen und manchmal genügt ein hinter der Kulissenwand hervorgehaltenes Bild. So auch bei der grandiosen Darstellung von Eleonore Daniel, bayerisch parlierend, als Ei im Kühlschrank. „Das ist ein Bio-Ei, das kommt vom Lande.“ Auch diese Episode endet tragisch, wenn auch die Liebenden, Ei und Frühstücksspeck, im Rührei – äh, im Tode – vereint sind „wie Tristan und Isolde“.

Der nächste Termin vom Kulturkreis Wörrstadt in der „Scheier 1664“ ist die literarische Lesung mit Burkhard Engel: „Ach die Sterne sind am schönsten in Paris“ – Frankreichbilder deutscher Autoren am 23. August um 20 Uhr. Info und Karten unter www.kulturkreis-woerrstadt.de