<von Marianne Buttenbender>
Das Land zwischen Rhein und Donnersberg ist nicht nur vom Wein, sondern auch durch seine bewegte Geschichte geprägt worden, die sichtbare Spuren hinterlassen hat. Spuren dieser Geschichte finden sich vielfach in den Kirchen und den darin enthaltenen Kunstwerken. Ein gutes Beispiel hierfür ist auch die Wörrstädter Laurentiuskirche, die vor 850 Jahren erstmals erwähnt wurde. Im Verlauf der Zeit hat die Kirche viele innere und äußere Wandlungen erfahren.
1152
Erste urkundliche Erwähnung einer romanischen Basilika. Die alten Rundbogenfriese an den Wänden des Mittelschiffs und die Anlage des alten Fensters im Mittelschiff unter dem Satteldach sind noch zu erkennen. Ebenfalls noch erhalten ist die Auskragung des romanischen Westgiebels. Bemerkenswert ist die Wahl des Patrons Laurentius – möglicherweise ein Hinweis darauf, dass es im Raum Wörrstadt römische Siedlungen gegeben hat (Laurentiuskirchen gibt es häufig in Städten, die auf römische Grün
dungen zurückgehen).
Brandspuren deuten auf eine Zerstörung der romanischen Basilika
hin. Dadurch wird in gotischer Zeit ein Umbau erforderlich, bei welchem die basilikale Anordnung verändert wird.
Im Jahr 1152 wird auch über einen Glockenguss für die Wörrstädter Laurentiuskirche durch Meister Theobaldius in Speyer berichtet. Diese Glocke begleitet
die Menschen bis zum Himmelfahrtstag 1773, an dem sie – laut Überlieferung – zerspringt
1382
Erwähnung der Wörrstädter Kirche in einer Sulzheimer
Chronik, die besagt, dass die Verwaltung der katholischen Pfarreien von Wörrstadt aus erfolgte.
1388
Am 7. April wird die Neueinweihung von sieben Altären und des Kirchhofs schriftlich dokumentiert. Alten Chroniken ist zu entnehmen, dass sich der Kirchhof dort befand, wo heute die Straße an der Kirche vorbei führt. Dieser Kirchhof diente nicht nur als Begräbnisplatz, sondern auch als Gerichtsstätte. Und sogar Volkskomödien gelangten hier zur Aufführung.
1545
Wörrstadt gehört zum Besitz der Rheingrafen und – in geringem Umfang – den Grafen von Salm. 1545 treten die Rheingrafen zum evangelischen Gla
uben über, damit wird auch Wörrstadt weitgehend evangelisch (cuius regio, eius religio). Die Untertanen der Grafen von Salm – eine kleine Minderheit von 25 Wörrstädtern – bleiben katholisch. In der Folgezeit nutzen beide Konfessionen die Kirche.
1624
Der kleine Turm, der heute noch von der Straße zu sehen ist, trägt die Jahreszahl 1624. Es ist der so genannte “grüne Hut”. Er hatte früher mehrere Funktionen, unter anderem diente er als Gefängnis, Hexenturm und in kritischen Zeiten als Verteidigungsplatz. Er bildete den Endpunkt der Mauer, die mit einem schweren Tor versehen, den unteren Kirchhof vom einige Meter höher gelegenen oberen Kirchhof trennte. Die Wehrmauer entdeckte man 1978. Beim Bau des Bonifatiushauses musste sie leider dem Neubau weichen.
1722
Ende des Simultaneums. Die Katholiken hinterlassen den Hochaltar mit reichhaltigem Bilderschmuck und das über dem Triumphbogen hängende Kreuz.
1759
Anschaffung der Orgel. Die zweimanualige Wörrstädter Orgel – eine der größten Rheinhessens – wird durch die Gebrüder Philipp und Heinrich Stumm 1759 mit 30 Registern und 1834 Pfeifen erbaut und aufgeschlagen und am 3. Adventssonntag eingeweiht. Im
ersten Weltkrieg müssen die zinnernen Pfeifen geopfert und durch gusseiserne ersetzt werden. Eine große Spendenaktion macht es 1981 möglich, wieder Pfeifen aus Zinn einzusetzen.
1818
Im September 1818 wird das Chorgebäude abgerissen.
1819
In der Nacht vom 16. auf den 17. Januar 1819 brennt der wehrhafte Turm ab und wird in der alten Form nicht wieder aufgebaut. Man beginnt noch im gleichen Jahr mit dem Bau des bis heute stehenden Turms. Der ursprüngliche Turm sah anders aus. Er war einige Meter höher, hatte vier steinerne Ecktürmchen mit Schießscharten und Auslugen. Er wurde von einem Turmwächter mit Familie bewohnt.
1949
Einweihung der neuen Glocken. Im zweiten Weltkrieg hatte die Kirchengemeinde ihr altes schönes Geläut in der Tonfolge H-Dis-Fis opfern müssen.
1978/79
Einbau einer Fußbodenheizung nach dem römischen Hypokausten-System. Bei dieser Gelegenheit findet man eine mittelalterliche Altarplatte, sowie den Sarkophag der Gräfin Christina Marianne, geb. Prinzessin zu Leiningen-Hartenberg. Die Grabstele der am 16. Februar 1792 verstorbenen Erbauerin des Wörrstädter Schlosses findet im Chorraum ihre Aufstellung.
1981
Innenrenovierung der gesamten Kirche. Dabei wird an der Wand, links neben dem Triumphbogen mit dem Kruzifix, eine spätmittelalterliche Kreuzabnahme der Kölner Schule von hohem Seltenheitswert freigelegt. Auf der gegenüber liegenden Seite erhebt sich die Kanzel aus dem 16.Jh.. Sie ist eine meisterliche Eichen-Holzschnitzarbeit der Riemenschneiderschule. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das ehemalige Pilgerkreuz aus dem 14. Jahrhundert.